Mit einer einfachen Idee begann alles. Die Amerikanerin Jean Nidetch bemerkte, dass es ihr leichter fiel, zusammen mit ihren Freundinnen eine Diät einzuhalten als alleine. Deshalb gründete die Hausfrau im Jahr 1963 das Unternehmen Weight Watchers. Die wöchentlichen Gruppentreffen sind bis heute das bekannteste und wahrscheinlich erfolgreichste Element dieses Diätkonzepts. Aber keine Sorge, wenn das nichts für dich ist. Die Treffen sind längst keine Voraussetzung mehr. Weight Watchers kann auch alleine und online genutzt werden.
Das Ernährungskonzept
Anstelle von Kalorienzählen basiert Weight Watchers auf einem Punktesystem. Die Teilnehmer zählen sogenannte “SmartPoints”, die früher als “Points” oder “ProPoints” bezeichnet wurden. Jedes Lebensmittel oder Gericht hat einen eigenen Punktwert, der sich aus den enthaltenen Kalorien sowie dem Gehalt an Eiweiß, Zucker und gesättigten Fettsäuren ergibt. Lebensmittel mit viel Eiweiß haben wenige Punkte, während solche mit viel Zucker und gesättigten Fettsäuren viele Punkte haben. Teil des Ernährungskonzepts ist es, alle verzehrten Lebensmittel und Getränke mit den entsprechenden SmartPoints-Werten zu protokollieren. Dadurch sollen die Teilnehmer in der Lage sein, gesunde und leichte Gerichte zu erkennen und in ihren Alltag zu integrieren. Laut Unternehmensangaben kann man so wöchentlich bis zu ein Kilogramm Gewicht verlieren.
Das Programm wird kontinuierlich aktualisiert. Ende 2015 stellte Weight Watchers ein neues Programm namens “Feel Good” vor. Dieses Programm soll die Teilnehmer in den Mittelpunkt stellen und ihnen zu einem neuen Körpergefühl verhelfen. Es basiert auf den drei Säulen “Food”, “Fit” und “Feel”. Kurz zuvor wurde bekannt, dass Moderatorin Oprah Winfrey 43 Millionen US-Dollar in das Unternehmen investiert und dadurch 15 Prozent der Aktien erworben hat. Dadurch wurde sie zur zweitgrößten Aktionärin und die Aktie stieg um bis zu 105 Prozent.
Weight Watchers: Alles dreht sich um die SmartPoints
Das Punktesystem für die Ernährung (“Food”) ist ein konstantes Element von Weight Watchers. Ein Coach legt individuell fest, wie viele SmartPoints ein Teilnehmer pro Tag verbrauchen darf, um abzunehmen, basierend auf Faktoren wie Gewicht, Körpergröße, Geschlecht und Alter. Dieses Budget wird regelmäßig angepasst.
Die Punktebilanz gilt jeweils für einen Tag. Zusätzlich gibt es ein Wochenextra, das der Teilnehmer bei besonderen Anlässen wie Restaurantbesuchen oder Feiern einlösen kann. Das Wochenextra kann nach Belieben zusammen mit den SmartPoints verwendet werden. Die SmartPoints gelten nur für die aktuelle Woche und können nicht in die nächste Woche übertragen werden.
Die Teilnehmer können ihren Speiseplan nach Belieben zusammenstellen, solange sie ihr persönliches Punktebudget nicht überschreiten. Neben den neuen Rezepten können die Teilnehmer mit dem Mahlzeiten Coach jedes Gericht an ihren persönlichen Geschmack und ihr individuelles Punktebudget anpassen oder neue Gerichte entwickeln. Die App und das Online-Programm bieten mittlerweile SmartPoints-Werte für über 60.000 Lebensmittel, einschließlich derer von Discountern, sowie über 5.000 weitere Rezepte. Im Einzelhandel gibt es auch Fertiggerichte unter dem Label Weight Watchers, wie Feinkostsalate, Reispfannen oder Suppen. Dieses Sortiment wird kontinuierlich um neue Produkte erweitert. Mittlerweile gibt es auch Soßen, Snacks und Bonbons der Eigenmarke Weight Watchers.
Sport spielt eine wichtige Rolle
Weight Watchers führte auch die sogenannte Kochbox ein: Abnehmwillige können sich wöchentlich eine Kiste mit Lebensmitteln nach Hause liefern lassen. Die Kochbox enthält drei Gerichte für je zwei Personen und kostet 39,90 Euro. Laut Weight Watchers sind die Rezepte mit den jeweiligen SmartPoints ausgezeichnet.
Zusätzlich bietet Weight Watchers einen Barcode-Scanner an, mit dem die Punkte einzelner Lebensmittel schon im Supermarkt bestimmt werden können. Dadurch soll das Bewusstsein für Ernährung gezielt geschärft werden.
Die Teilnehmer protokollieren nicht nur ihre Mahlzeiten, sondern auch ihre sportlichen Aktivitäten (“Fit”). Sie sollen Bewegung in ihren Alltag integrieren und diese notieren. Auf diese Weise sammeln sie “ActivPoints”. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, Aktivitätstracker wie Fitbit mit der App oder dem Online-Programm zu synchronisieren. Der Tracker misst jede Bewegung und berechnet sie anschließend anhand der individuellen Fitnessziele. Videos mit Fitness-Tipps und Workouts sollen die Teilnehmer auf dem Weg zu ihrem Wunschgewicht unterstützen.
Die Gruppentreffen sind ein wichtiges Element
Neben der Ernährung und Bewegung sind die wöchentlichen Gruppentreffen das wohl wichtigste Element der Weight-Watchers-Methode. Unter dem Motto “Zusammen ist man stark” besprechen und analysieren die Teilnehmer gemeinsam mit einem Coach ihre Ernährung und ihr Bewegungsverhalten. Die Coachs erklären ernährungswissenschaftliche Zusammenhänge und geben Tipps zur Motivation.
Allerdings sind die Gruppentreffen längst keine Voraussetzung mehr. Wer nicht gerne in einer Gruppe abnimmt, aber das Punktezählen schätzt, kann Weight Watchers auch online nutzen. Darüber hinaus gibt es ein Fernprogramm sowie Einzelcoaching oder Weight Watchers Center, eine Anlaufstelle für Interessierte. Abonnenten haben auch Zugriff auf eine kostenlose App, um Rezepte oder Einkaufslisten schnell zur Hand zu haben. Seit kurzem können sich die Teilnehmer auch über die App austauschen, Bilder verschicken und sich gegenseitig motivieren.
Die Feinheiten
Nach dem Weight-Watchers-Konzept bedeutet Abnehmen, das Gewicht schrittweise zu reduzieren. Zunächst sind zehn Prozent des Ausgangsgewichts vorgesehen, und es wird angestrebt, wöchentlich bis zu einem Kilogramm Gewicht zu verlieren. Das Ziel ist, das Wohlfühlgewicht langfristig zu halten. Dafür sollen die Teilnehmer lernen, bewusster zu essen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, in der Gruppe weiterhin betreut zu werden. Das soll helfen, das Wunschgewicht dauerhaft zu halten.
Das Weight-Watchers-Konzept basiert nach eigenen Angaben auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Da es sich um ein kommerzielles Unternehmen handelt, das sein Diätkonzept weltweit vermarktet, ist die Teilnahme nicht kostenlos. Der Monatspass kostet in der Regel 42,95 Euro und umfasst die Teilnahme an Gruppentreffen sowie die Nutzung von App und Online-Angeboten. Bei einem 12-Monats-Abo zahlen Kunden monatlich 33,95 Euro.
Wer Weight Watchers online und alleine nutzen möchte, kann dies für 18,95 Euro pro Monat tun. Dazu kommt eine einmalige Anmeldegebühr von 29,95 Euro. Zu Jahresbeginn gibt es oft Rabatte auf die monatlichen Gebühren. Teilnehmer, die sich für eine längere Vertragslaufzeit entscheiden, können ebenfalls Vergünstigungen erhalten.
Gruppenleiter sind oft ehemalige Teilnehmer. Obwohl Experten argumentieren, dass sie möglicherweise nicht optimal für die Leitung der Gruppen geeignet sind, da ihre Ausbildung im Ernährungsbereich nur sechs Monate dauert, ist das Weight-Watchers-Ausbildungsprogramm von der Industrie- und Handelskammer anerkannt. Die Coaches kennen die Herausforderungen beim Abnehmen aus eigener Erfahrung und sind somit authentisch.
“WW” statt Weight Watchers – Kritik und wissenschaftliche Bewertung
2018 erhielt Weight Watchers ein digitales Upgrade. Seitdem firmiert das Unternehmen nicht nur unter dem Kürzel “WW”, sondern weitet sein Angebot auch auf Wellness und gesunde Ernährung aus. Kritiker werfen “WW” vor, zu spät in den digitalen Markt eingestiegen zu sein. Das manuelle Zählen von Kalorien sei angesichts von Smartphones und Fitnesstrackern längst überholt.
Nach Meinung der Ernährungswissenschaftlerin Ursel Wahrburg von der Fachhochschule Münster spricht aus gesundheitlicher Sicht nichts gegen die Weight-Watchers-Methode. Das Konzept basiert primär darauf, ballaststoff- und eiweißreiche Lebensmittel zu essen, die eine niedrige Energiedichte haben und gut sättigen. Gleichzeitig wird der Fettgehalt reduziert. Die Gewichtsabnahme erfolgt allmählich, und die Teilnehmer lernen, bewusster zu essen und ihre Ernährung langfristig umzustellen. Diese Ernährungsmethode basiert auf einer ausgewogenen Mischkost, bei der kein bestimmter Nährstoff überbetont oder vernachlässigt wird.
Fazit
Weight Watchers ist eine gute Wahl für diejenigen, die gerne in einer Gruppe zusammen mit Gleichgesinnten abnehmen möchten. Das Programm eignet sich für alle, die eine gewisse Kontrolle benötigen und deren Motivation durch den Austausch mit anderen gefördert wird. Dank der Online-Programme können aber auch Einzelkämpfer von dem Programm profitieren.