15. Juni 2023 | Vanessa Finkler
Solaranlagen sind eine teure Anschaffung. Da ist es eine Überlegung wert, die Anlage einfach zu mieten. Im Magazin WISO hat das ZDF den Versuch gewagt und ausgerechnet, welche Methode am Ende tatsächlich lukrativer ist.
Seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit, PV-Anlagen auch zu mieten. EFAHRER hat die Vor- und Nachteile der Miete bereits für Sie zusammengefasst. Jetzt hat auch das ZDF in Magazin „WISO“ das Mietmodell getestet. Direkt zu Beginn des Beitrags wird gezeigt, wie die Anbieter dafür werben: null Prozent Anschaffungskosten mit einer schnellen Installation im Rundum-sorglos-Paket. Der größte Vorteil, wenn es nach den Anbietern geht: Komfort und Kostenersparnis. Doch wie gut sind die Angebote wirklich? Dieser Frage sind die ZDF-Reporter nachgegangen. Im WISO Magazin vom 17. April rechnen sie vor, welche Kosten auf die Kunden bei der Miete zukommen und ob es sich auf lange Sicht wirklich lohnt.
Miete bei Otovo ist teurer als der Netzstrom
Für die Berechnungen nutzt WISO ein Beispielhaus in Norddeutschland mit zwei Satteldächern, die südlich ausgerichtet sind, und einem jährlichen Energiebedarf von 4.000 kWh. Bei Stromkosten von 45 Cent pro kWh kommen so im Monat 150 Euro für herkömmlichen Strom aus dem Netz zusammen. Kann die gemietete Solaranlage da mithalten?
Den Anfang macht der Anbieter Otovo. Der Berater schlägt eine 6,4 kWp Anlage ohne Speicher vor. Die reicht häufig jedoch nicht aus, sodass rund zwei Drittel des benötigten Stroms für monatlich 100 Euro dazu gekauft werden muss. Hinzu kommt die monatliche Miete in Höhe von 114 Euro. An sonnigen Tagen bringt die Anlage durch die Einspeisung wieder etwas Geld rein. Am Ende belaufen sich die monatlichen Kosten in diesem Beispiel auf 182 Euro. Rund 30 Euro mehr als der Strom aus dem Netz. Hochgerechnet auf eine Laufzeit von 20 Jahren bezahlt man allein für die Miete bei Otovo 27.360 Euro. Dabei liegt der mittlere Kaufpreis für eine 6 kWp Anlage derzeit bei etwa 14.400 Euro.
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Das ZDF hat nachgehakt. Denn in der Werbung heißt es schließlich: „Man spart ab dem ersten Tag“. Laut Otovo-Mitarbeiter stimmt das nicht ganz. Die Kunden würden erst dann sparen, wenn die Stromkosten steigen. Bei der hohen Miete im Vergleich zum Kaufpreis räumt der Anbieter ein: „Ähnlich wie beim Auto-Leasing entstehen bei der Miete einer PV-Anlage langfristig berechnet höhere Kosten als bei einem Direktkauf.“
Auch Enpal ist im Test deutlich teurer
Das zweite Angebot holte sich das WISO Magazin bei Enpal ein. Hier war die Empfehlung eine Komplettlösung, bestehend aus einer großen Anlage mit 15 kWp und einem zehn kWh Speicher inklusive Wallbox. Über eine Vertragslaufzeit von 20 Jahre könne man so bis zu 33.000 Euro an Stromkosten sparen.
Allerdings ist die Miete für die empfohlene Anlage im Beispiel mit 300 Euro im Monat relativ hoch. In den 20 Jahren kämen so 71.520 Euro zusammen. Nach Angaben von Enpal selbst stimmt dieser Wert nicht ganz. Die Miete für die entsprechende Anlage mit Speicher läge demnach bei 272 Euro, wodurch sich die Mietsumme am Ende auf 64.800 Euro beläuft. Für den Kauf der Anlage zahlen die Kunden bei Enpal 31.580 Euro. Damit liegt der Anbieter unter dem Marktschnitt von rund 35.000 Euro. Dennoch entspricht das nur rund der Hälfte der Miete. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass neben den Anschaffungskosten noch Betriebskosten und je nach Höhe des Eigenkapitals auch Finanzierungskosten hinzukommen. Außerdem ist die Miete bei Enpal inflationsgeschützt, sodass die reale Miete im Laufe der Jahre sinkt.
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Sascha Beetz, Energieberater der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, hat die Kosten genau ausgerechnet. Mit einer Finanzierung der Anlage über denselben Zeitraum wie die Miete lägen die Kosten bei 57.000 Euro. Das wären immer noch 15.000 Euro weniger als beim Mietmodell. Zudem ist der Finanzierungskredit flexibel anpassbar. Beträgt die Laufzeit im Beispiel nur zehn statt 20 Jahre, spart man weitere 10.000 Euro.
Enpal reagierte auf den ZDF-Beitrag. Demnach seien die Rechnungen nicht vollständig. Die Anschaffungs- und Betriebskosten seien deutlich höher und der Speicher müsse in den 20 Jahren einmal ausgetauscht werden. In diesem Fall wäre ein Kauf laut Enpal teurer als die Miete. Am Ende können die Kunden aber selbst entscheiden, welche Variante ihnen lieber ist. Dafür bietet Enpal seinen Kunden in den ersten sechs Monaten einen einfachen Wechsel zwischen den beiden Optionen an.
Am Ende zieht Beetz ein klares Fazit: Die Mietvariante ist derzeit die teuerste Möglichkeit, die es für PV-Anlagen gibt. WISO empfiehlt daher auf lange Sicht gesehen den Kauf einer Solaranlage. Sie sind selbst noch auf der Suche nach dem richtigen Anbieter? EFAHRER hat für Sie die besten Photovoltaik-Anbieter in Deutschland getestet.
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