Selbstständige haben die Verantwortung, sich selbstständig um ihre Krankenversicherung zu kümmern. Im Gegensatz zu Angestellten ist der Wechsel in eine private Krankenversicherung (PKV) für sie deutlich einfacher. Während Angestellte ihren Arbeitgeber haben, der die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezuschusst, müssen Selbstständige die Kosten einer GKV vollständig selbst tragen.
Gutverdienende Selbstständige und Freiberufler zahlen durchschnittlich 845 Euro pro Monat in der GKV, während viele Privatversicherte nur 300-400 Euro für ihre Krankenversicherung bezahlen müssen. Die Leistungen einer PKV sind deutlich besser als die der GKV und können individuell an die Bedürfnisse des Versicherungsnehmers angepasst werden. Alternativ können Selbstständige ihren Versicherungsschutz durch Krankenzusatzversicherungen verbessern.
Voraussetzungen: Wann können Selbstständige eine private Krankenversicherung abschließen?
Ab dem Beginn einer Selbstständigkeit ist der Weg in die PKV frei, da Selbstständige nicht an die GKV gebunden sind. Ihr Eintritt in die PKV ist nicht an die Versicherungspflichtgrenze gekoppelt. Auch bei Selbstständigen gibt es jedoch einige Sonderfälle, bei denen verschiedene Punkte vor dem Wechsel in die PKV beachtet werden müssen.
Freiberufler
Für Freiberufler gelten beim Eintritt in eine PKV dieselben Regelungen wie für Selbstständige. Die einzige Ausnahme sind freiberufliche Künstler, deren Einkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze von 66.600 Euro liegen muss, um in die PKV wechseln zu können.
Nebenberuflich selbstständig
Wer sich lediglich im Nebenberuf selbstständig macht und hauptberuflich angestellt ist, muss die gleichen Bedingungen wie Angestellte erfüllen. Das bedeutet, dass ein Jahresbruttoeinkommen von mindestens 66.600 Euro vorliegen muss, um sich privat versichern zu können.
Geschäftsführer einer GmbH oder UG
Wer seine eigene GmbH oder UG als Geschäftsführer leitet, muss die gleichen Aufnahmeregeln wie Arbeitnehmer erfüllen. Auch die Geschäftsführer sind in diesem Fall Angestellte ihrer Gesellschaft und benötigen daher ein Jahresbruttoeinkommen von mindestens 66.600 Euro.
Private- und gesetzliche Krankenversicherung im Vergleich: Welches Modell ist besser?
Eine private Krankenversicherung ist für Selbstständige oft die günstigere und bessere Wahl. Dies gilt jedoch nur dann, wenn man langfristig mit einem hohen Einkommen rechnet. In der GKV werden die Beiträge teurer, je höher das Einkommen des Versicherten ist. Gutverdiener zahlen in der GKV demnach höhere Beiträge, obwohl sie keine zusätzlichen Leistungen erhalten.
In einer PKV hingegen sind die Kosten unabhängig vom Einkommen und ergeben sich aus den versicherten Leistungen. Gutverdiener erhalten in der PKV daher deutlich höhere Leistungen als in der GKV. Selbstständige sollten sich jedoch für den Verbleib in der GKV entscheiden, wenn sie kein regelmäßig hohes Einkommen haben oder schwere Vorerkrankungen haben, da Privatversicherungen in diesem Fall oft ablehnen.
Ein Vergleich der beiden Modelle zeigt folgende Unterschiede:
- Beitragsprinzip: GKV basiert auf dem Solidaritätsprinzip, während PKV nach dem Äquivalenzprinzip funktioniert.
- Leistungen: Die Leistungen einer PKV sind in der Regel umfangreicher als die der GKV.
- Kosten: Die Kosten in der GKV richten sich nach dem Einkommen, während die Kosten in der PKV von den versicherten Leistungen abhängen.
- Beitragsentwicklung: Die Beiträge in der GKV steigen jährlich um durchschnittlich 2,8%, während die Beiträge in der PKV vom Versicherungsanbieter festgelegt werden.
Vorteile: Davon profitieren Selbstständige in einer privaten Krankenversicherung
Eine private Krankenversicherung bietet Selbstständigen und Freiberuflern einige Vorteile gegenüber der GKV.
Leistungen der privaten Krankenversicherung
Mit einer PKV können sich Selbstständige und Freiberufler umfangreiche Leistungen sichern. Dazu gehören höhere Erstattungen für Zahnersatz, Behandlung durch Spezialisten und Unterbringung in Ein- oder Zweibettzimmern im Krankenhaus. Zusätzlich können Privatversicherte ihren Versicherungsumfang individuell anpassen und beispielsweise höhere Erstattungen für alternative Behandlungen beim Heilpraktiker absichern.
Kosten der privaten Krankenversicherung
Die Kosten für Selbstständige in der GKV sind deutlich höher als für Arbeitnehmer, da sie keinen Arbeitgeberanteil erhalten. In der PKV richten sich die Kosten nach dem gewünschten Versicherungsumfang, dem Gesundheitszustand und dem Alter bei Vertragsabschluss. Gerade für junge und gesunde Antragsteller sind die Beiträge in der PKV daher vergleichsweise niedrig. Gutverdiener können in der PKV Kosten sparen, da die Beiträge unabhängig vom Einkommen sind.
Weitere Vorteile
- Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit
- Altersrückstellungen zur Stabilisierung der Beiträge im Alter
- Selbstbehalt zur Senkung der monatlichen Beitragskosten
- Krankentagegeld zur Absicherung bei Verdienstausfall
Vor dem Abschluss: Das sollten Selbstständige beachten
Der Wechsel in eine private Krankenversicherung sollte gut durchdacht sein, da es sich um eine langfristige Entscheidung handelt. Vor dem Antrag sollten folgende Punkte beachtet werden:
Gesundheitsprüfung
Für den Abschluss einer PKV müssen Selbstständige eine Gesundheitsprüfung durchlaufen. Dabei müssen Fragen zur körperlichen und geistigen Verfassung wahrheitsgemäß beantwortet werden. Je nach Gesundheitszustand können Risikozuschläge oder Einschränkungen bei Leistungen auftreten. Die Versicherung kann den Antrag sogar ablehnen.
Krankentagegeld bei Verdienstausfall
Im Gegensatz zu Angestellten erhalten Selbstständige bei Krankheit keine Lohnfortzahlung durch einen Arbeitgeber. Sie müssen ihren Verdienstausfall selbst kompensieren. Hierfür gibt es das Krankentagegeld, das die Höhe und den Zeitpunkt der Leistungsauszahlung festlegt. Je früher und höher das Krankentagegeld ausgezahlt wird, desto höher sind die monatlichen Beiträge.
Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung
Ein Wechsel zurück in die GKV ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, z.B. beim Eintritt in ein hauptberufliches Angestelltenverhältnis, bei Arbeitslosigkeit oder bei Versicherung in einem anderen europäischen Land mit gesetzlicher Pflichtversicherung.
Alternative zur privaten Krankenversicherung – private Zusatzversicherungen
Wer seine gesetzliche Versicherung behalten möchte, aber bessere Leistungen wünscht, kann private Krankenzusatzversicherungen abschließen. Diese erweitern den Leistungsumfang der GKV in den gewünschten Bereichen, z.B. Zahn- und Zahnersatz, Sehhilfen, Krankenhausaufenthalte oder Behandlungen durch Heilpraktiker.
Fazit: Lohnt sich eine private Krankenversicherung für Selbstständige und Freiberufler?
Eine private Krankenversicherung ist oft die attraktivere Wahl für Selbstständige. Besonders in jungen Jahren können sie von günstigeren Beiträgen und besseren Leistungen profitieren. Allerdings birgt die PKV auch Risiken, daher sollte der Wechsel sorgfältig abgewogen werden. Selbstständige mit Vorerkrankungen sollten sich vor dem Vertragsabschluss informieren, ob ihre Krankheit Auswirkungen auf die Beiträge oder Leistungen hätte. Es ist ratsam, vor dem Antrag verschiedene Versicherungsangebote zu vergleichen und sich von Experten beraten zu lassen.
Häufige Fragen
- Warum lohnt sich eine private Krankenversicherung besonders für Selbstständige?
- Können die Beiträge zu meiner PKV mit der Zeit steigen?
- Welche Möglichkeiten habe ich, wenn im Alter mein Einkommen sinkt und ich die Beiträge reduzieren will/muss?
- Können Selbstständige auch ihre Familie privat versichern?